Mikrofon, über dem ein Kopfhörer hängt

Welt im Wandel – Rechercheprojekt

In den letzten zwei Jahren beobachtete ich in der ländlichen Region, in der ich lebe und arbeite, wie Menschen mit den einschneidenden Veränderungen durch die Coronapandemie, den Klimawandel und den Ukrainekrieg umgehen. Ich habe einen breiten Einblick durch die Theaterarbeit vor Ort und durch meine Feldenkraisarbeit in den Kursen und in meiner Praxis, wo ich sehr nah mit Menschen aller Berufsgruppen ganzheitlich arbeite. Ich nehme seit 2021 eine zunehmende Verunsicherung und zum Teil auch eine Radikalisierung wahr. Viele Menschen sprechen von einer zunehmenden Resignation, einer Art Durchhaltezustand.

Zudem stelle ich fest, dass die Generationen untereinander kaum noch Berührungspunkte haben und es sowohl bei den Älteren wie auch bei den Jugendlichen zu Sinnlosigkeitsgefühlen, Motivationsmangel und ungekannten Ängsten kommt.

Was für eine Zeit durchlaufen wir da gerade? Und wohin führen uns diese Erfahrungen als Menschengemeinschaft?

Ich habe meine Eindrücke und Entwicklungen zum Anlass genommen, Menschen verschiedener beruflicher und kultureller Hintergründe, aus der Stadt und vom Land, sowie Menschen aus verschiedenen Generationen dazu zu interviewen, wie sie persönlich diese Zeit wahrnehmen.

Welche Veränderungen machen sich in ihrem Alltag bemerkbar? Wie gehen sie mit den Krisen persönlich um? Haben sie eine positive oder negative Zukunftsperspektive? Wo und wie haben sie sich selbst verändert, oder befinden sich in Veränderung und wie bewerten sie das für sich?

Ihre Antworten können Sie sich in den folgenden Interviews anhören.

Im kommenden Jahr werde ich Auszüge aus den Interviews als Inspiration zu einer Stückentwicklung nutzen, die mit Schauspiel, Video, Tanz und Ton ein breites gesellschaftliches Abbild zeigt, und die Möglichkeiten der Krise bewegt.

Julia Strehler

Interviews

” Wir sind die erste Generation, die nicht mehr weiß wie ihre Kinder leben werden. Wir arbeiten noch mit Konzepten die es gar nicht mehr gibt, und trotzdem halten wir sie noch für wahr.”

Dami Charf, 58 Jahre, Bindungsorientierte Traumatherapeutin





” Ich möchte die schönere Welt immer ein bisschen mit verwirklichen. In der schöneren Welt passieren immer Dinge die jetzt so nicht geschehen.”

Andreas Braun, 66 Jahre, Musik-, und Psychotherapeut


“Mir ist bewusst geworden, wie knallhart ich DDR-sozialisiert bin. Für mich steht, ganz tief in mir drinnen, die Gemeinschaft über dem
Individuum.”

Christian Stuhlmann, 44 Jahre, Forstsachverständiger





” Ich fände es schön, wenn sich jeder Mensch immer wieder fragen würde:”Wer bin ich wirklich? Und was ist wirklich wichtig und wesentlich”

Stephanie, Taruna Reipen, 56 Jahre, Diplomsozialpädagogin/ Schulsozialarbeiterin, Entspannungspädagogin




” Ich glaube, dass es darum geht, dass wir lernen ein Mitgefühl für die Menschen zu entwickeln die uns nicht nah sind.”

Konstantin, 30 Jahre, Projektmanager und Jurist




” Ich kann nur ans Helle glauben, sonst möchte ich nicht mehr leben. Jede Krise macht kreativ, wenn du nicht stumm gemacht wirst.”

Katharina John, 50 Jahre, freischaffende Fotografin




” Ich bin sehr überzeugt davon, dass Veränderungen immer durch Einzelne angestossen werden, die dann auch Andere mitreißen, inspirieren und ermutigen können. Es beginnt eigentlich immer mit dem Einzelnen. Das habe ich in meinem Leben oft erlebt.”

Boris Worm, 53 Jahre, Meeresbiologe




” Ich finde man merkt so oft, dass wir alle aus anderen Zeiten kommen. So oft machen ältere Menschen Dinge die so fernab meiner Realität sind. Weil sie aus einer ganz anderen Zeit sprechen.”

Johanna, 15 Jahre, Schülerin



” Alles hängt am Ende an den Menschen. Wenn außen nichts mehr funktioniert ist die Rettung: der Mensch, die Gemeinschaft. Wenn die Gemeinschaft nicht mehr da ist, dann haben wir verloren.”

Marco Beckendorf, 40 Jahre, Bürgermeister



” Es fühlt sich so an, als wäre der gewohnte Boden auf dem ich groß geworden bin, und dem ich traue, als wäre der wackelig geworden. Auf einem bewegten Untergrund muss ich lernen zu balancieren.”

Dorothee Bornath, 56 Jahre, Coach, Moderatorin, Trainerin



” Ich denke dass im Zentrum der Macht ein Prozess stattfinden muss, so dass das Parlament zu einem gemeinsamen Resonanzraum wird, aus dem heraus auf die großen Herausforderungen geantwortet wird. Ein Raum in dem die Fraktionen nicht mehr gegeneinander kämpfen, sondern wo gemeinsam kokreativ an den Lösungen gearbeitet wird.”

Dieter Halbach, 69 Jahre, Journalist (Chefredakteur des Magazins “Mehr Demokratie”), Musiker/Songschreiber


” Es braucht Krisen damit sich etwas verändert. Ich bin ein Fan von Veränderungen. Ich heiße sie willkommen. Es mag vielleicht hart sein für uns Menschen, aber wenn es das braucht damit wir weiterkommen, dann muss das auch so sein.”

Nadja, 33 Jahre, Filmstudentin



” Wir wurden in den letzten Jahrzehnten erzogen Individuen zu sein die viel konsumieren. Raus aus der Vereinzelung, rein in die Gemeinschaft und in die Emotionen. Das könnte die Gesellschaft verändern wenn das viele machen.

Kai Goerlich, 61 Jahre, Zukunftsforscher



” Sich gemeinsame Ziele zu setzen und darin gemeinsam wirksam zu sein, schafft viel mehr Ausgleich und Chance dass das auch passiert. Und da sind ganz schön viele Menschen unterwegs.”

Sonja Maier, 55 Jahre, Systemische Organisationsentwicklerin, Trainerin für Soziokratie



Lasse, 18 Jahre, Schüler

“Es geht darum die Waage zu halten zwischen dem Helfen Anderer und sich selbst zu helfen. Das ist ziemlich schwierig es so auszugleichen dass es stimmt. Das will ich lernen.”


” Welche Erfahrung soll man in der Schule machen? Jugendliche brauchen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein um das nötige Standing zu haben, und nicht dauernd in Zweifel zu kommen. Und dann müssen sie die Erfahrung machen: Ich kann etwas verändern. Und ich weiß dass es funktioniert.”

Simon Friedrich Raabe, 46 Jahre, Schulleiter


“Ich glaube, das Ohnmachtsgefühl entsteht in unserer Gesellschaft weil man sich nicht engagiert, und nicht weil man wirklich ohnmächtig ist oder keine Macht hat..”

Stefan Strehler, 56 Jahre, Autor und Lehrer für Kreatives Schreiben


” Es ist eine große Chance dieser Zeit, das zu verabschieden was nicht mehr stimmt. Und dann gilt es, den leeren Raum der entsteht erstmal leer zu lassen und nicht dem Aktionismus zu verfallen.”

Heike Schmidt, 58 Jahre, Dozentin für Betriebswirtschaft, Beraterin

” Ich kann mich in mir entscheiden, dass ich der Angst keine Kraft gebe, sondern bei mir bleibe mit dem was mir möglich ist.”

Malte D., 56 Jahre, Verwaltungsangestellter

” Ich würde gerne mit einer Streudose Goldstaub auf die Erde streuen, damit die Menschen erkennen können, dass es eine unglaubliche Gelegenheit ist zu leben und etwas Schönes daraus zu machen… Dass die Menschen sich erinnern wie golden das Leben eigentlich ist. Und nicht wie pechschwarz.”

Renate Wittek, 64 Jahre, Seminar-Köchin, Hausverwalterin

” Der Tod ist für uns Menschen nicht das Schlimmste. Die Sinnlosigkeit ist viel schlimmer. Wir können viel aushalten wenn wir dabei Sinn erleben.”

Julia Lohmann, 46 Jahre, Psychotherapeutin/Tanz-, und Kreativtherapeutin

” Die Konflikte die ich heute erlebe sind nicht mehr auf die Weise zu klären wie ich es 20 Jahre lang gemacht habe. Die Grundsicherheit ist labiler geworden. Früher habe ich immer versucht mich in mein Gegenüber einzufühlen. Heute möchte ich lernen in Beziehung zu SEIN. Da geht es vor allem um die Präsenz im Moment.”

Dolores Richter, 63 Jahre, Seminarleiterin, Coach, Autorin für Gemeinschaftsfragen, Liebe und Partnerschaft

” Ich glaube die größte Lernaufgabe für uns Menschen ist es, die Differenzen die wir zwischen uns sehen einmal wirklich zu überprüfen. Einmal wirklich zu schauen: Wie unterschiedlich sind wir überhaupt? Und zu schauen: Wonach sortieren wie, wonach filtern und bewerten wir? Ist das überhaupt noch zeitgemäß?”

Rico Kuhr, 26 Jahre, trennt Beruf und Berufung

” Mir ist es ein ganz hoher Wert in Frieden mit den Menschen zu sein, sowohl mit meiner Familie, meinen Kindern, als auch mit meiner Lebenssituation in Gemeinschaft. Ich möchte noch konfliktfähiger werden, und einen wirklich konstruktiven Umgang mit Konflikten finden. Um daraus neue Perspektven zu entwickeln. Und um zu lernen mit Krisen kreativ umzugehen.”

Ingelor Schwarz, 78 Jahre, Seniorin/ war im Weiterbildungsmanagement tätig




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